Zum dritten Mal blicke ich am Ende eines Jahres auf meine persönliche Mediennutzung zurück – bald ist es ein Ritual. Es geht dabei um die Angebote, die von unabhängigen Medienschaffenden produziert werden. Die finanzieren sich dadurch, dass wir Nutzer*innen sie finanziell (und ideell) unterstützen. Warum mir das wichtig und sinnvoll erscheint, auch, warum ich darüber schreibe, dass ich sie unterstütze, das habe ich hier vor zwei Jahren aufgeschrieben.

In diesem Jahr hat sich mein persönliches Medienmenü im Vergleich zum Vorjahr erweitert, nur zwei habe ich aus meiner Liste herausgenommen, eines davon ein Podcast, der nicht mehr erscheint. Die Zeit für meine Mediennutzung hat sich leider parallel nicht ausgedehnt – was auch bedeutet, dass ich längst nicht alles lese und höre, was da erscheint. Umso besser, zu wissen, dass auch andere davon profitieren.

Zwischendurch habe ich mich einmal gefragt, ob es vielleicht sinnvoller wäre, eher neue und kleinere Podcasts, Blogs und Online-Magazine zu unterstützen, statt diejenigen, die eher etabliert sind und finanziell schon etwas besser dastehen. Ich habe den Gedanken jedoch schnell wieder verworfen. Zum einen ist eben die Idee meines Supports, für die Inhalte zu zahlen, die ich tatsächlich auch nutze. Und auch bei einer größeren Zahl von Unterstützer*innen arbeitet doch ein Großteil der Journalist*innen noch immer mit deutlich mehr Engagement als mit der entsprechenden Bezahlung. Und nicht zuletzt zeigen die Medien, denen es gelingt, eine größere Anzahl von Unterstützer*innen zu gewinnen, zugleich auch sehr erfreuliche Entwicklungen.

Gute Entwicklungen bei einigen unabhängigen Medienangeboten

Das Team des Politik-Podcasts „Lage der Nation“ etwa recherchiert zunehmend auch eigene Themen oder holt sich Kolleg*innen als Expert*innen hinzu. Bei Übermedien hat sich das feste Redaktionsteam über die Jahre vergrößert, zusätzlich schreiben regelmäßig freie Journalist*innen für das Online-Magazin – eine Bereicherung. Auch MedWatch hat das Redaktionsteam erweitert und stemmt damit wichtige Recherchen. Unter anderem hakte das Magazin bei der verschleppten Aufklärung der Folgeschäden des Hormonpräparats Duogynon nach. Das Portal für Wissenschaftsjournalismus Riffreporter kommt im vergangenen Jahr auf stolze 800 Beiträge, einige davon aufwändige Recherchen. Beiträge, die eine Lücke in unserer Medienlandschaft füllen, in der Wissenschaftsjournalismus mehr und mehr weggespart worden ist.

Eine große Zahl von privaten Unterstützer*innen ermöglicht es, dass sich unsere Medienlandschaft erweitert, diversifiziert und die Journalist*innen frei und eigenständig ihre Inhalte planen können. Was bei den neuen, unabhängigen Medien zudem wichtig ist: Fast alle Anbieter*innen stellen ihre Angebot auch denen zur Verfügung, die sich eine finanzielle Beteiligung nicht leisten können (oder wollen). Paywalls sind teilweise nur temporär angelegt, Basisangebote werden für alle freigeschaltet, teilweise mit Werbung. Selten aber verschwinden Texte und Interviews komplett hinter Bezahlschranken – ein offener Zugang ist, wenn auch mit Einschränkungen, bei vielen alternativen Medien gewährleistet. Eine Professionalisierung unabhängiger Medien ist also im Interesse einer größeren Gemeinschaft.

Mein Rückblick auf das Jahr

Tatsächlich bin ich in diesem Jahr „meinen“ Medien weitestgehend bewusst treu geblieben, in der Nutzung und also auch im Support.

Neu hinzugekommen ist bereits Anfang des Jahres der Podcast „Das Lesen der Anderen“. Christian Möller unterhält sich darin mit prominenten Gäst*innen über prägende und Lieblingsbücher – eine gute Erweiterung der Riege meiner liebsten Literaturpodcasts.

Ebenfalls erst seit diesem Jahr höre ich regelmäßig und unterstütze den „Dissens-Podcast“ – Lukas Ondreka führt kluge Gespräche mit Menschen, die in bestimmten Bereichen erkennen, was in dieser Gesellschaft falsch läuft und was wir besser machen könnten. Dabei werden Klassenunterschiede genauso thematisiert wie die Machenschaften der AfD. Es geht unter anderem um Klimagerechtigkeit, Ausbeutung durch Lieferdienste, die Macht der Algorithmen und die Vision einer Welt ohne Autos. Der Podcast erscheint zweimal im Monat und hat schon einige Folgen auf dem Buckel, Zuhören lohnt sich immer.

Das erste Mal finden sich in diesen Jahr auch ein Newsletter in meiner Liste. Sandro Schroeders Podcast-Newsletter „Hören/Sagen lese ich schon seit der ersten Ausgabe – ich finde es nur konsequent, dass er sich nun endlich für die kuratierten News und Empfehlungen rund um Podcasts unterstützen lässt, ähnlich fachkundige und aktuelle Updates gibt es nämlich in Deutschland meines Wissens nicht. Wer sich für die Podcastbranche interessiert, sollte unbedingt abonnieren.

Das Podcast-Label Viertausendhertz habe ich in diesem Jahr wegen der Gespräche und Hintergründe zu aktuellen Corona-Entwicklungen, vor allem im Pandemia-Podcast, sehr geschätzt – und wegen des einzigen Musik-Podcasts den ich höre. In „Reflektor“ spricht Jan Müller von der Band Toctronic mit Musiker*innen – die Auswahl der Gesprächspartner*innen ist immer wieder überraschend und angenehm persönlich geprägt. Die Gespräche sind unaufgeregt, schön ausholend und nehmen auch die mit, die wie ich nicht tief in den jeweiligen Musik-Szenen drinstecken.

Das Blog „Buddenbohm und Söhne“ begleitete mich auch in diesem Jahr, am Abend eines längeren Arbeitstages schaue ich da sehr gern vorbei, erkenne im Alltag der Familie unseren eigenen immer mal wieder und kann lachen, lasse mich gerne auf die assoziativen Gedankengänge des Herrn Buddenbohm ein oder stelle mir das Viertel vor, in dem er flaniert, um dann über seine Streifzüge zu berichten.

Weiter dabei auch die immer wieder anregenden Gespräche von Rita Molzberger und Nora Hespers in ihrem „Was-denkst-du-denn-Podcast“ – Philosophie für den Alltag. Ich habe vor Längerem hier im Blog schon mal über den Podcast geschrieben.

Das Online-Magazin 54 books gehört zu den Medien, die sich erfreulich weiterentwickeln konnten: Inzwischen schreibt ein ganzes Team. Sehr empfehlenswert finde ich vor allem immer wieder die Debattenbeiträge.

Ganz neu in der Liste ist seit heute das „Katapult-Magazin“ für Mecklenburg-Vorpommern – eine Ausgründung des Katapult-Magazins für Kartografik und Sozialwissenschaft. Ich bin regelmäßig in dem Bundesland unterwegs und finde es großartig, dass da in diesem Jahr eine Alternative zu den bestehenden Lokalzeitungen entsteht. Denn das war das zentrale Anliegen des Teams:

„Viele Menschen in Mecklenburg-Vorpommern haben in ihrer Region nur eine einzige Regionalzeitung. Wenn’s schlecht läuft, ist es der fremdenfeindlich arbeitende Nordkurier. Wir wollen die Monopolstellung dieser Zeitungen brechen und die dringend notwendige journalistische Vielfalt in die Region zurückholen!“

Katapult-Magazin MV

Wer möchte das nicht unterstützen?

Neu entdeckt habe ich in diesem Jahr auch den Podcast „Piratensender Powerplay“ von Samira El Ouassil und Friedemann Karig. Die beiden schaffen es, gute aktuelle politische und gesellschaftliche Analysen sowie treffsichere Kritik zu formulieren und dabei auch noch amüsant zu bleiben, eine Leistung bei den Themen. Ich höre das zunehmend gern und nenne den Podcast hier, weil ich sofort in die Community der Unterstützenden eintreten würde, gäbe es sie.

Hier die Liste der Angebote, dich in diesem Jahr in den Communities der Supporter gern mit unterstützt habe: