Bild: Süddeutsche Zeitung
Bild: Süddeutsche Zeitung

Die Süddeutsche Zeitung hat ein neues Magazin gestartet – „Plan W“. Erst mal eine gute Idee, mehr von Frauen in der Wirtschaft sichtbar zu machen, auch wenn ich mich sofort gefragt habe, warum diese Berichterstattung dann in ein Supplement ausgelagert wird, und warum so etwas nicht im Wirtschaftsteil der SZ direkt stattfinden kann.

Guter Aufschlag mit Merkel-Porträt

Aber das Konzept von „Plan W“ ist es offensichtlich auch nicht, aktuelle Wirtschaftsthemen zu behandeln. Es geht um Allgemeineres, Übergreifendes. Macht ist das aktuelle Thema, aufgehängt an einem großen Porträt über Angela Merkel von Evelyn Roll. Das ist sicher großartig beobachtet und in Vielem treffend analysiert. Nur: Braucht ein Porträt über Angela Merkel wirklich so viel Gerhard Schröder? Ist diese Frau nicht deutlich vielschichtiger als das, was sich aus der Negativ-Definition eines längst von der Bühne verschwundenen Politikers beschreiben ließe? Ihr bescheidenes Auftreten in Abgrenzung zum Gockel Schröder könnte ebenso gut Helmut Schmidt charakterisieren und reicht sicher nicht aus, um zu beschreiben, wie unsere Bundeskanzlerin Macht ausübt. Wie gut, dass Evelyn Roll noch weiter geht und am Ende ihres Porträts dann genau das in Frage stellt, was sie eine andere Frau in ihrem Text zitieren lässt:

„Ob Lagarde recht hat und Frauen mit Macht besser umgehen können als Männer, wissen wir noch gar nicht, nur, dass Angela Merkel es anders macht als ihre Vorgänger.“

Das Schema der Definition ex negativo zieht sich aber durchs Heft. Warum muss immer der Mann her, wenn es darum geht, Frauen in der Wirtschaft zu beschreiben? Lassen sich Managerinnen und Politikerinnen wirklich nur durch die Abgrenzung zum Mann definieren? Reicht es nicht, zu beschreiben, dass und wie Frauen in der Wirtschaft agieren? Lohnt es sich nur dann, über eine Frau zu schreiben, wenn sie etwas anders macht als Männer?

Hinzu kommen Themen, bei denen ich den Eindruck habe, sie in Magazinen über Frauen im Beruf schon x-Mal gelesen zu haben, nahe am Klischee: Weibliches Netzwerken, weibliche Business-Kleidung und die Lufthansa-Vorstandsfrau, die sagt, dass Macht dann besser sei, wenn sie weiblich ist.

Draufhalten und beschreiben, was Frauen leisten

Gut finde ich „Plan W“ dann, wenn einfach draufgehalten wird, wenn beschrieben ist, wie es läuft, wenn Frauen an der Macht sind, wie zum Beispiel der Bericht über die Politikerinnen in New Hampshires. Sehr gut platziert fand ich auch die Analyse des Machtbegriffs von Hannah Arendt. Ihre Haltung charakterisiert das, wovon ich mir in einem Wirtschaftsmagazin für Frauen mehr wünschen würde, und zwar aus dem Grunde, der hier auch beschrieben wird:

„Hannah Ahrendt hat diese Theorie des Handelns nicht für Frauen geschrieben, und sie hat zeitlebens um ihr Frausein nicht viel Aufhebens gemacht. Und doch brauchte es vielleicht eine Außenstehende des politischen Geschäfts, eine Frau und Jüdin, die aus Nazi-Deutschland floh, um so radikal das übliche Oben-Unten-Denken komplett in Frage zu stellen. Und Macht einfach mal ganz neu zu spielen.“

Was fehlt und was „Plan W“ noch wichtiger machen könnte: Wie stehen Frauen aus der Wirtschaft zu drängenden aktuellen Fragen – zum Beispiel Griechenland, Globalisierung, Veränderung unserer Arbeitswelt durch Digitalisierung, um nur ein paar Schlagworte zu nennen? Zu diesen Themen kommen Frauen in der klassischen Berichterstattung noch zu selten zu Wort. Dabei müssen es nicht zwangsläufig die besseren oder richtigen Antworten sein, die wir dann hören werden, aber vielleicht einfach einmal andere. Und ich würde mir auch wünschen, dass Frauen berichten, wie sie  damit umgehen, wenn sie im Job benachteiligt werden. Die Hurra-wir-sind-die-Powerfrauen-Berichte alleine reichen mir persönlich nicht, um ein wirkliches Bild von Frauen in der Wirtschaft zu vermitteln.

Auch wenn ich mich nach der ersten Ausgabe für „Plan W“ noch nicht wirklich begeistern kann, so habe ich beim Lesen doch gemerkt, wie ungewöhnlich und wohltuend es ist, einmal so viel Geballtes über Frauen in der Wirtschaft zu lesen. Ich erwarte weitere Hefte deshalb mit Spannung.