Wenn man kleine Kinder beim Verstecken-Spielen beobachtet, ist es sehr amüsant: Sie glauben, für andere unsichtbar zu werden, sobald sie selbst das Gegenüber nicht mehr sehen. Werfen sich ein Tuch über den Kopf oder halten sich die Hände vor das Gesicht und rufen triumphierend: „Such mich doch“!

Ich muss immer daran denken, wenn ich in Meetings oder bei Workshops erwachsene Männer Menschen beobachte, die ihr Smartphone unter den Tisch halten, mit dem Finger wischen und lesen, was sie gerade für wichtig halten. Von Zeit zu Zeit schauen diese Unter-dem-Tisch-Smartphone-Nutzer hoch, signalisieren Aufmerksamkeit, um sich dann wieder in die Lektüre von E-Mails oder in die Neuigkeiten aus sozialen Netzwerken zu vertiefen. Es erscheint mir, als glaubten sie, aus dem Blickfeld der anderen zu verschwinden, sobald sie selbst nicht mehr bei der Sache sind. Für alle anderen ist das recht offensichtlich, für die, die gerade die Sitzung leiten, zudem unangenehm. Wenn ich selbst in so einer Situation moderiere, kommt ein ungutes Gefühl in mir hoch. Ich möchte erwachsene Menschen ungern auf Verstöße gegen die Etikette hinweisen, gleichzeitig aber gerne deutlich machen, dass mich das Verhalten stört. Vielleicht sollte ich in Zukunft die Smartphone-Etikette verteilen, die Philippe Wampfler für sein Buch „Jugend und Social Media“ zusammengestellt hat.

Man könnte herausgehen, wenn es Wichtiges zu lesen gibt. Man könnte das Handy über dem Tisch nutzen, weil man vielleicht aus dem Workshop twittern möchte. Man könnte darauf hinweisen, dass man auf einen wichtigen Anruf, eine Nachricht wartet und zwischendurch mal gucken muss. Aber all das geht natürlich nicht, wenn man einfach nur spielen will.